Die VR101 ist die erste Kuppelklemme für Einseilumlaufbahnen welche für Touristische Zwecke eingesetzt wurde. Im Dezember 1945 ging die erste Sesselbahn mit besagter Klemme im bündnerischen Flims in Betrieb. Jahre lang war die Klemme zusammen mit der Carlevaro & Savio Klemme eine der einzigen welche für diesen Betriebszustand von einem Förderseil in Frage kam. Erst später entwickelten andere Firmen wie z.B. Giovanola und Poma eigene Klemmen für ein nur ein Förderseil. Ein Duzend Sesselbahnen gingen alleine in der Schweiz mit der VR101 in Betrieb, mehrere Bahnen kamen in Europa und USA gleichzeitig oder später noch hinzu. Lizenzabnehmer waren unter anderem auch bekannte Namen wie Transporta Chrudim, welche vor allem in Osteuropa wie Tschechien und Polen auf das System von Von Roll zurückgriff, oder in Deutschland die Firma ABIG.

Meistens wurden in Europa quer zur Strecke liegende zweier Sessel eingesetzt, doch auch geschlossene Kabinen waren möglich und kamen vor allem in den USA zur Verwendung. Die Amerikaner mussten von der Idee wohl begeistert gewesen sein, denn noch heute verkehren in den USA solche 4er Kabinenbahnen, meist in Freizeit und Vergnügungsparks. Es gibt sogar noch Ersatzteile für die VR101 zu kaufen auf in den USA shopdoppelmayrusa.com.

Die Technik hinter der Klemme ist ausgesprochen raffiniert. Die Klemme ist eine kombinierte Konstruktion aus Gewichtsklemme und Federklemme. Mit dem Gewicht und der Feder übt sie mittels beider beweglichen Klemmbacken die Klemmkraft auf das Förderseil, welches sich zwischen den Laufrollen befindet. In der Station ist die Klemme offen und die Feder ganz am Anschlag bzw. so weit entlastet wie es die Konstruktion erlaubt. Mithilfe dieser Videos und Bilder wird die Klemme einfacher zu erklären.

Ein Exzenterhebel drückt die innere Klemmbacke mit dem Mechanismus und dem Gewicht des Sessels nach Innen. Zusätzlich wird die das Förderseil quasi zwischen die beiden Klemmbacken eingequetscht. Auf meiner Versuchsklemme habe ich ein theoretisch zu dünnes Förderseil verwendet. Meine Eisenstange hat also einen zu geringen Durchmesser als die Klemme ihre volle Kraft ausschöpfen könnte. Mit einem Originalen Förderseil aber, wird die Feder zusammengedrückt und Klemmt das Seil mithilfe zusätzlich der Gewichtskraft fest.

Es ist gar nicht so einfach die Klemme richtig gut zu beschreiben. Am Besten erkennt man den Exzenterhebel und die Funktion anhand von mehreren bewegten Bildern.

Beim zweiten Video erkennt man oben links ein Hebel, dieser Hebel arretiert die Klemme im geschlossenen Zustand. Dadurch wird eine Sicherung gegen das ungewollte öffnen der Klemmbacken während der Fahrt auf dem Seil erreicht. Erst wenn der Hebel zurückgestellt wird, in den Stationen passiert das mit einer Schiene, so entriegelt sich die Klemme und kann erst durch hochheben des Sessels, bzw. durch entlasten des Gewichtes geöffnet werden. Das alles passiert in Bruchteilen einer Sekunde und ist von blossem Auge fast nicht zu erkennen. Da es nur noch eine einzige VR101 Anlage in Europa gibt, ist es sehr schwer, ein geeignetes Video vom originalen Kuppelvorgang zu machen, bei dem man das Detail erkennen kann.

Janik Kunczynski, der Polnische Gründer der damalig grössten US Amerikanischen Seilbahnfirma, entwickelte ende der 80er Jahre die Kuppelklemme des Typ YAN 11. Die Klemmkraft geschah bei Yan-Lift nicht wie bei Europäischen Herstellern damals üblich über Teller-oder Schraubenfeder, sondern über zwei Gummifedern. Diese Klemme, welche quasi wie eine Wäscheklammer aufgebaut ist, erwies sich aber als zu schwach, zu unsicher und zu temperaturabhängig. Als Zusatz zur Gummifeder, wirkt auch die Gravitation durch konische Nuten zur Rutschsicherheit auf dem Seil bei. Die einzige Sesselbahn welche noch mit diesen berühmt berüchtigten Klemmen im Einsatz ist, verkehrt in Europa, genauer in Spanien im Skigebiet Espot ihre Runden. Alle Bilder hier entstanden bei meinem Besuch im Februar 2017.

Ziel von Yan-Lift war es, eine standardisierte und günstige kuppelbare Umlaufbahn auf den Markt zu bringen. Um mit den damals grossen Herstellern aus Europa wie beispielsweise Von Roll oder Garaventa zu konkurieren, war der Preis für solche Anlagen extrem günstig. Die Stationsgebäude waren wie heute üblich sehr kompakt ausgeführt, die Rollenbatterien günstig aus Aluminium gegossen und auf eine Garagierung der Sessel wurde gänzlich verzichtet. Man dürfte also sagen, dass Yan-Lift eine der ersten Firmen war, welche auf eine günstige Bauweise zurückgegriffen hat, im nachhinein leider zu lasten der Qualität und Sicherheit der Fahrgästen.

Die Klemme des Typ YAN 11 ist eine unkomplizierte monostabile Klemme. Das heisst, sie fährt im geschlossenen Zustand durch die jeweilige Station und öffnet sich nur kurz, um sich das Förderseil zu „schnappen“. Die Klemmkraft wird durch zwei sich oberhalb der Klemme befindliche Gummifedern erzeugt. Die Gummifedern sind direkt in je einem Kuppelhebel eingebaut. Sobald man die beiden Kuppelhebel durch eine Zwangsschiene zueinander drückt, bewegen sich die äusseren Klemmbacken nach aussen. Der Klemmenmechanismus ist perfekt zu vergleichen mit einer Handelsüblichen Wäscheleineklammer, wonach in dem Fall beide Klemmbacken beweglich sind, was bei Kuppelklemmen eher selten der Fall ist.

Zusätzlich der Klemmkraft durch die Gummifedern trägt auch die Gravitation zur Rutschsicherheit auf dem Förderseil bei. Hierbei wurde jeweils vor und nach dem Seilbett eine konische Nut montiert. Diese konische Nut wird durch das Gewicht des Sessels und den Fahrgästen in das Förderseil gepresst. Auch sehr speziell sind die vier Laufrollen, welche in den Stationen auf zwei Rohr-Schienen und mittels Reifenförderer durch die Station befördert werden.

Da die Klemme wegen ihres Aufbaus bei einer Seilentgleisung keine heute üblichen Seilfänger überfahren kann, hat sich die Firma eine tolle Lösung ausgearbeitet. Die Rollen jeder Trägerrollenbatterie sind extrem breit und besitzen hohe Bordscheiben. Doch nicht nur das sollte eine Entgleisung verhindern. Als weltweit erster Seilbahnhersteller (!) wurde eine Magnet induktive Seilüberwachung eingesetzt. Dieses System sollte ein Seilentgleisung gänzlich verhindern, denn sobald sich das Förderseil von der eigentlichen Position verschiebt hätte, hätte die Steuerung die Bahn automatisch gestoppt. Erst Anfang der 2000er Jahre griffen andere Hersteller wieder auf dieses System zurück und liessen es damals fälschlicherweise als brandneue Erfindung verkaufen. Ein Foto dieser Überwachung konnte ich leider bei meinem Besuch nicht machen, ein Foto ist allerdings hier zu finden.

Diverse Unfälle mit Anlagen von Yan-Lift, darunter auch tödliche, begruben die Pläne der einst so aufblühenden Seilbahnfirma.