Anfang September war ich eher zufällig und nicht geplant wieder am Monte Tamaro, der Heerberge für die letzten Carelvaro & Savio Klemmen in der Schweiz. Dabei entstanden durch den grosszügigen Bahnbediensteten an der Bergstation, der uns noch vom letzten Besuch im Juli 2017 gekannt hat, sehr schöne und detaillierte Fotos und Videosequenzen der Klemme. Den Mechanismus habe ich bereits schon erklärt, also gehts ohne Geschwafel gleich zum neuen Material:

Der Italienische Seilbahnhersteller Carelvaro & Savio stieg früh in den Bau von kuppelbaren Seilbahnen ein. Schon 1948, also 3 Jahre nach der Eröffnung der ersten Kuppelbaren Sesselbahn in Flims, entwickelte das Unternehmen eine Klemme für kuppelbare Umlaufbahnen. Die Klemme von Carelvaro & Savio kam ohne jegliche mithilfe der Gravitation aus und erwies sich daher für steile Bahnen als sehr sicher. Der Beweis dafür bildete die Gondelbahn Alagna-Belvedere 1949, welche eine Steigung von 110% überwindete. Heute dürften nur noch zwei kuppelbare Anlagen mit Carelvaro & Savio Klemmen in Betrieb sein, nämlich die Parkbahn im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken und die zwei Sektionen Kabinenbahn Rivera-Alpe Foppa (Monte Tamaro).

Die Klemme funktioniert mittels einer Nocke und einer Nockenwelle. Direkt am Kuppelhebel im Innern des Klemmengehäuse sitzt eine Nockenwelle, dessen zwei Nocken beide Bolzen und äussere Klemmbacken entweder über den toten Punkt nach aussen drückt (Klemme offen) oder die Bolzen wiederum über den toten Punkt nach innen zwingt (Klemme zu). Folglich sind die äusseren Klemmbacken beweglich, die inneren starr. Die Klemme ist bistabil und besitzt für jeden Bolzen je ein Federpaket, daher ist die Klemme in sehr kompakter Form doppelt ausgeführt.

Die hier vorgestellte Klemme ist vermutlich eine weiter entwickelte Form der ersten Version. Am Monte Tamaro im Tessin verkehren seit 1972 Lizenzbauten von diesen Klemmen, da Carlevaro & Savio 1969 aus dem Seilbahngeschäft ausstieg und seine Klemmenpatente an andere Firmen weiter gegeben hat. Die 4er Kabinenbahn zur Alpe Foppa am Fusse des Monte Tamaros beherbergt heute die letzten derartigen Klemmen in der Schweiz.

Eigenartig an der Klemme ist die Tatsache, dass die Friktionsplatte nicht über der Klemme montiert ist wie bei den neuen Klemmen üblich, sondern unterhalb des Klemmengehäuses platziert ist. Dies weil eine Platte wegen des Kuppelhebels oberhalb des Gehäuses gar keinen Platz hätte. Bautechnisch bedingt dies auch, dass die Reifenförderer ihre Kraft nicht von oben, sondern von unten auf die Platte wirken lassen müssen. Beim Verzögern und Beschleunigen der Klemme, liegt die Klemme also auf den Reifenförderern auf. Auch Speziell ist die Anordnung der Führungsrolle. Diese ist nämlich nicht direkt an der Klemme angebracht, wie dies heute üblich ist. Sie ist an dem Gehängearm montiert und erfüllt ihren Zweck dort.

Der Kuppelvorgang geschieht über eine markante Kuppelschiene. Zuerst wird der Kuppelhebel über den toten Punkt geführt. Sobald er darüber ist, wird der Kuppelhebel durch eine Führung auf Position gehalten bis das Seil im Seilbett liegt und die Führungsschiene den Kuppelhebel entweichen lässt. Verwendet wurde die Klemme auch von Herstellern wie Heckel, Agudio, Piemonte Funivie und Marchisio.

Einkuppelvorgang